Bulgarien auf dem Weg zum Top-Urlaubsziel

2013-07-01 13:22:54

Der sächsische Kabarettist Jürgen Hart sang über seine Landsleute: „…bis nunder nach Bulgarchen, dud er die Welt beschnarchen…“ Bulgarien war eines der exklusiveren Urlaubsziele für Sonnensuchende aus der ehemaligen DDR. Der andere Teil der nun seit Jahrzehnten wiedervereinigten Deutschen nahm lieber das Flugzeug nach Mallorca, Rimini oder die spanische Festlandküste

„Nach der Wende in Bulgarien vollzog sich auch eine radikale Wende im Tourismus“, erzählt Katja, Reiseleiterin bei Suntours. Zusammen mit ihrem Kollegen betreut sie die Gäste von alltours, die in Albena, am Sonnen- oder Goldstrand ihre Ferien verbringen. Nachdem die Deutschen aus der einstigen DDR erst einmal andere Orte dieser Welt beschnarchten, nachdem der Tourismus des Balkanlandes privatisiert wurde, erlebt Bulgarien nun ein Comeback. „Es ist vor allem das Preis-Leistungs-Verhältniss, welches die Gäste hierher treibt“, sagt Professor Marin Neshkov. Er leitet den Tourismusverband der Schwarzmeerküste. Der Verband der defacto den gesamten Tourismus des kapp 7-Millionen-Einwohner-Landes verantwortet. So um die 600.000 Touristen aus Deutschland entscheiden sich jährlich für Bulgarien. 70 Prozent davon zieht es an die Schwarzmeerküste. Varna und Burgas sind die Flughäfen die etwa aus Düsseldorf, Berlin oder auch Leipzig zu erreichen sind. Gerade mal etwas mehr als zwei Stunden Flug sind nötig. „Der Tourismus ist der einzige lebendige Wirtschaftszweig in unserem Land“, erzählt Neshkov weiter.

Immerhin etwa 110.000 Menschen verschaffe er Arbeit und gut 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes kämen mit den Urlaubern ins Land, so der Professor. Problem: Die relativ kurze Saison, die sich fast ausschließlich auf den Sommer beschränkt. Doch Bulgarien ist ein Wachstumsmarkt. Nach den Balearen, Türkei und Kanaren liegt das Balkanland immerhin schon auf Platz vier der Flugreiseziele. „Der Facettenreichtum des Landes sorgt für ideale Urlaubsbedingungen“, sagt etwa Thomas Gruber vom Reiseveranstalter byebye. Im Vergleich zum Vorjahr wurden bei byebye die Buchungszahlen verdoppelt. Neue Hotels wurden deshalb ins Programm aufgenommen. Überhaupt sind die Hotels ihre vier bzw. fünf Sterne in der Tat wert. Gut eingerichtet und im Verhältnis zu anderen Reisezielen große Zimmer. „Hier haben sich über Jahrhunderte viele Kulturen gekreuzt, das macht unser Land so interessant“, fügt Neshkov hinzu. Unterschiedliche Kulturen gibt es auch heute noch: Urlaubskulturen.

So ist etwa Albena eher das Refugium für Familien und Ruhesuchende. Sonnenstrand und Goldstrand hingegen bieten eher eher eine Mischung, bis hin zu einen Partymeile am Sonnenstrand, die den legendären mallorquinischen Ballermann verblassen lassen. Bar an Bar reiht sich auf, es gibt die üblichen Rums-Da-Bums-Da-Restaurants mit den üblichen Schlagerpartybarden aus Deutschland. So arbeitet etwa im Hollister, einer erst im April 2013 eröffneten Bar, eine Leipzigerin als Chefin. „Zuvor war ich auf Mallorca, aber die Party ist jetzt hier“, sagt sie.

Gewürzt ist das alles mit unendlichen Stränden. Besonders kinderfreundlich, weil das Meer sehr flach ist, man weit hinein laufen kann. Und natürlich gibt es im Hinterland landstypisches. Etwa die Altstädte von Sozopol und Nessebar. Letztere liegt auf einen Halbinsel und zählt immerhin zum Unesco-Welterbe. Leider verschandeln gar zu viele Souvenir- und Nippeshändler das Bild auf die jahrhundertealten Häuser. An einigen findet man eine breite Auswahl nationalsozialistischer Devotionalien. Kaum welterbefähig. So kam dann auch gleich einer der Händler ziemlich rüde daher, als ich Fotos davon machte. Doch in der Tat war das die einzige unfreundliche Begebenheit. Es gibt wenige Länder in denen das Personal so freundlich ist. Man merkt dass die Bulgaren verstanden haben, wie sehr sie vom Tourismus abhängig sind. Ob im Hotel oder Restaurants überall fühlt man sich Willkommen. Besonders jedoch bei Oma Radka.

In einem kleinen Dorf in der Nähe von Burgas. Aus der Not – vor Jahren ging die bäuerliche Kooperative den Bach runter – machte sie eine Tugend. Sie empfängt auf ihrem Hof typisch mit Brot und Salz Touristen und zeigt Bulgarien aus dem Bilderbuch. Mit Schopska-Salat, Schaschlik, Schnaps und Volkstänzen. Vor gut zwanzig Jahren ging es los, inzwischen arbeitet das halbe Dorf mit und täglich kommen mehr und mehr Gäste. Oder man entscheidet sich für eine Jeep-Safari mit einem alten russischen Mobil, besucht einen der Wasserparks, genießt die Annehmlichkeiten seines Hotels oder liegt einfach am Strand. Vieles gibt es zu entdecken in Bulgarien. Und das alles zu unschlagbaren Preisen. Dabei sollte man ruhig auch einmal -auch wenn All-Inclusive gebucht wurde – raus aus seinem Urlaubsdomizil gehen. Etwa zum Besuch der Show Zelt des Kahns oberhalb des Sonnenstrandes. Zum Drei-Gang-Menü mit Wein und Schnaps gibt es noch eine sensationelle Show. Das alles für 37 Euro (Kinder die Hälfte).

Anderes Beispiel ein Restaurant in St. Constantine an Elena. Dort bekommt man in typischem Ambiente ein Hauptgericht für etwa 1,50 Euro, eine Suppe kostet 1,25 Euro. Ein Bier am Strand kostet etwa 70 Cent. Trotzdem hat man nirgends den Eindruck von Billigtourismus. Kein Wunder also dass nicht mehr nur Sachsen bis nunder nach Bulgarchen fliegen. Skandinavier, Rumänen, Russen, Engländer kommen und entdecken die Schönheiten des Landes. Es gibt jedoch auch ganz andere Gründe für einen Besuch. So traf ich am Sonnenstrand eine Berliner Skatrunde. „Wir haben nicht mal eine Badehose mit“, lachten die vier Jungs, die eine Woche gebucht hatten. Täglich von 10 bis 18 Uhr kloppten sie die Karten auf den Tisch an der Poolbar, am Abend ging es auf die Partymeile. Wie gesagt – Bulgarien bietet für jeden etwas.

Artikel geschrieben von  am 27. Juni 2013

Fotos: Honza Klein

Hinweis: Honza wurde von Alltours auf diese Reise eingeladen! Herzlichen Dank

http://www.breitengrad53.de/bulgarien-strande-und-kultur-am-schwarzen-meer/

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